Herzerkrankungen



Hier finden Sie zwei sehr schöne Animationen :
Herzschlaganimation 1
Herzschlaganimation 2



Information für Tierbesitzer über die Pulmonalstenose bei Tieren
Autor: Dr. Gerhard Wess, Dipl. ECVIM-CA

Was bedeutet Pulmonalstenose?

Unter Pulmonalstenose versteht man eine Verengung im Bereich der Pulmonalklappen, welche eine von insgesamt vier Herzklappen ist.

Häufigste Ursache einer Pulmonalstenose beim Hund ist eine missgebildete Pulmonalklappe.
Dabei sind die Klappensegel verdickt und verklebt, so dass das Blut gegen einen erhoehten Widerstand vom rechten Herzen in die Pulmonalarterie zur Lunge gepumpt werden muss.

Welche Krankheitsanzeichen kann man erkennen?

Häufig zeigen junge Hunde zuenächst gar keine Krankheitsanzeichen. Andere Welpen sind eventuell kleiner oder weniger agil als Wurfgeschwister. Der Verdacht auf eine Erkrankung des Herzens wird oft bei einer Impfuntersuchung des Tierarztes geäußert und kommt für die meisten Besitzer unerwartet, da ja viele Hund gar nicht krank erscheinen. Der Tierarzt hört ein Herzgeräusch. Nicht jedes Herzgeräusch beim Welpen bedeutet jedoch, dass eine Missbildung vorliegt. Bis im Alter von 4-5 Monaten kann auch bei völlig gesunden Hunden gelegentlich ein feines Herzgeräusch gehört werden, welches aber dann verschwinden sollte.
Dennoch sollte jedes Herzgeräusch eines Welpen weiter abgeklärt werden, da die Gefahr besteht, dass es sich um eine schwerwiegende Herzerkrankung handelt. Umso frühzeitiger eine Therapie eingeleitet wird, desto besser sind die Chancen des Hundes ein normales Leben zu führen. Krankheitsanzeichen entwickeln sich nämlich erst als Folge von sekundären Veränderungen des Herzens. Da das Herz Blut gegen einen erhöhten Widerstand pumpen muss, vergrößsert sich die rechte Herzkammer und der rechte Vorhof des Herzens.

Wie wird die Krankheit diagnostiziert?

Der erste Schritt einer Diagnosestellung ist ein Röntgenbild. Hier kann der erfahrene Tierarzt oft schon die ersten Hinweise auf die Herkunft des Herzgeräusches erlangen. Der nächste Schritt ist dann eine Herzultraschall Untersuchung.

Einteilung des Schweregrades:

Der Schweregrad einer Pulomalstenose wird mittels einer Herzultraschall Doppleruntersuchung anhand der Blutflussgeschwindigkeit ermittelt. Man unterscheided leicht-, mittel- und hochgradige Stenosenbildungen.
Bei einer leichtgradigen Stenose haben die Hunde zwar ein Herzgeräusch, aber eine normale Lebenserwartung und Belastbarkeit. Bei einer hochgradigen Stenose muss davon ausgegangen werden, dass die Hunde vorzeitig sterben.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Bei einer hochgradigen Stenose ist ein Eingriff zur Behandlung empfohlen. Waehrend Pulmonalstenosen bis vor einigen Jahren noch am offenen Herzen operiert wurden, kann heute in den meisten Fällen eine Erweiterung der Engstelle mittels Ballon erreicht werden.



Was bedeutet Aortenstenose/Subaortenstenose?

Die Aortenstenose ist eine angeborene oder erworbene Verengung der Aortenklappen, die das Ausströmen des Blutes aus der linken Hauptkammer des Herzens behindert. Anhand der Lokalisation dieser Verengung unterscheidet man 3 Formen der Aortenstenose:
Bei der valvulären Aortenstenose ist die Verengung durch eine pathologische Veränderung der Klappe selbst bedingt.
Diese Form der Stenose kann angeboren sein oder in Folge einer Entzündung der Aortenklappen (Endokarditis) auftreten:
Eine Verengung oberhalb der Aortenklappen wird als supravalvuläre Aortenstenose bezeichnet und tritt beim Hund äußerst selten auf. Im Gegensatz dazu ist die subvalvuläre Aortenstenose (SAS) beim Hund einer der häufigsten angeborenen Herzerkrankungen:

Zu den am häufigsten betroffenenen Rassen zählen:

Neufundländer
Boxer
Deutsche Schäferhund
Rottweiler
Golden Retriever
Natürlich kann die Erkrankung aber auch innerhalb anderer Rassen sowie auch bei Mischlingen auftreten.

Früherkennung- Symptome:

Wie bemerke ich als Besitzer das Vorliegen einer Subaortenstenose bei meinem Hund?

In vielen Fällen bleibt die Erkrankung vom Besitzer unbemerkt. Schnelle Ermüdung und Leistungsdepression bereits im Welpenalter, bzw. in jungen Jahren sollte den Besitzer hellhörig machen. In manchen Fällen kann eine belastungsabhängige Blauverfärbung der Zunge beobachtet werden. In selteneren Fällen treten bei körperlicher Anstrengung, seltener auch im Ruhezustand Ohnmachtsanfälle auf. Der Hund taumelt und schwankt und kann ähnlich wie bei einem Kreisklaufkollaps zusammenbrechen.
In schweren und vor allem fortgeschrittenen Fällen zeigen die Patienten Symptome einer Stauungsinsuffizienz, wie zum Beispiel Husten in Folge eines Lungenödems. Bleibt die Subaortenstenose unbemerkt können leider plötzliche Todesfälle auftreten.

Die Symptome bei der Aortenstenose sind vom Mass der Einengung abhängig.
Treten Symptome auf, so besteht bereits eine höhergradige Aortenstenose:
schnelle Ermuedung
Atemnot
Kollapsneigung /Ohnmachtsanfälle
unregelmässiger Herzrhythmus
Bei einer leichten Aortenstenose bestehen oft keine Beschwerden.

Diagnose - die klinische Untersuchung:

Im Normalfall wird im Rahmen der Routineuntersuchung (Impfung!) vom Tierarzt ein Herzgeräusch diagnostiziert und somit eine
Verdachtsdiagnose ausgesprochen. In leichten und mittelgradigen Formen ist das für die Subaortenstenose typische Herzgeräusch
oft leise und kann nur bei sorgfältigem und langem Abhören des Patienten bemerkt werden. Daraus folgt, dass man als Besitzer darauf achten sollte, dass der Tierarzt auch beim Impfen das Herz sorgfältig abhört.
Im Zusammenhang mit einer Verdachtsdiagnose muß bedacht werden, daß nicht jedes Herzgeräusch auf einen Herzfehler schließen läßt und dass umgekehrt nicht jede Herzerkrankung ein Herzgeräusch verursacht.

Diagnose- EKG:

Die elektrokardiographische Untersuchung (EKG)
Auch die Ergebnisse der elektrokardiographische Untersuchung geben nicht immer den erwünschten Hinweis auf das Vorliegen der Herzerkrankung. Herzrhythmusstörungen treten in Relation zu anderen Herzerkrankungen des Hundes nur selten auf. Oftmals ist die Ruhefrequenz des Herzens erhöht. Teilweise ist die R-Zackenamplitude, die die Erregung der linken Hauptkammer des Herzens repräsentiert, erhöht. Die ST-Strecke, welche die Erschlaffungsphase der linken Hauptkammer darstellt, kann verändert sein und steht meist im Zusammenhang mit parallel zu der Erkrankung auftretenden Sauerstoffunterversorgung des Herzmuskels.

Diagnose- Röntgen:

Auch das Lungenröntgen ist in vielen Fällen nur wenig aussagekräftig. In leichten und mittelschweren Fällen ist die Herzsilhouette normalgroß bis geringgradig vergrößert. Nur in schweren Fällen ist eine Verbreiterung des Aortensegmentes zu registrieren, die durch die Verbreiterung der Aorta nach der Verengung (poststenotische Dilatation) verursacht wird.
Veränderungen im Sinne eines Lungenödems sind erst bei fortgeschrittenen Fällen vorhanden.

Diagnose- Herzultraschall:

Die Herzultraschalluntersuchung (Echokardiographie)
Eine sichere Diagnosestellung ist nur bei Durchführung einer Herzultraschalluntersuchung möglich. Eine konzentrische Hypertrophie der linken Hauptkammer, d.h. eine Verdickung der Herzmuskulatur auf Kosten des Innendurchmessers der linken Hauptkammer liegt in den meisten mittelgradig-schweren Fällen vor. Die Papillarmuskeln (Muskelvorsprünge an der Innenwand der linken Hauptkammer) sind oft sehr prominent ausgeprägt.
Die typischen morphologischen Veränderungen unterhalb der Aortenklappen sind vielfältig ausgeprägt und vor allem in leichten Fällen oftmals schwierig zu erkennen. Im eindimensionalen Untersuchungsverfahren können charakteristische Veränderungen an den Herzklappen gefunden werden.
Die sensitivste Untersuchung ist der Dopplerultraschall, wobei genau die Blutströmungsgeschwindigkeit und der Druck an den Aortenklappen festgestellt werden kann. Die Strömungsgeschwindigkeit von Flüssigkeiten, somit auch von Blut, steigt an, wenn diese einen Engpaß überwinden müssen. Anhand der Ergebnisse der Messung des Druckanstiegs mittels Dopplerultraschall wird die vorliegende Subaortenstenose in drei Grade (mild – moderat – schwer) eingeteilt.

Es werden anhand des bei der Doppler-Ultraschalluntersuchung gemessenen Druckgradienten verschiedene Schweregrade unterschieden:

mild: kleiner 40 mmHg
mittelgradig: 40-80 mmHg
schwer: größer 80 mmHg

Prognose:

Die Prognose bei leichten und mittelschweren Fällen ist in der Regel sehr gut.
In schweren Fällen ist die Prognose als eher schlecht zu stellen, plötzliche Todesfälle können mitunter vor Abschluß des dritten Lebensjahres auftreten. Bis zu 80% der Hunde mit schwerer Subaortenstenose sterben einen Sekundentod innerhalb der ersten 3 Lebensjahre. Eine frühzeitige Diagnosestellung wäre deshalb vor allem in schweren Fällen wichtig um durch den rechtzeitigen Einsatz von Herzmedikamenten das Auftreten vom Sekundentod reduzieren zu können.

Therapie:

Die Behandlungsmöglichkeiten erkrankter Hunde sind begrenzt.
Der Einsatz von Herzmedikamenten ist vom Schweregrad der Subaortenstenose und von den Sekundärveränderungen des Herzens abhängig.
Meistens kommen Medikamente zum Einsatz, welche die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels verbessern, die Herzfrequenz senken und dem Herzen eine effizientere Leistung ermöglichen. Das am häufigsten eingesetzte Medikament ist ein Beta-Blocker, wie z.B. Atenolol. Eine operative Intervention ist nur in Ausnahmefällen zu empfehlen und birgt zudem ein relativ großes Risiko.
Falls die Erkrankung allerdings progressiv voranschreitet und zum Auftreten von Symptomen einer Herzinsuffizienz führt, können diese mit Medikamenten gelindert werden. In Einzelfällen führen wir auch eine Ballonierung der Aortenklappe bei einer schweren Aortenstenose durch.

Ein an Subaortenstenose erkrankter Hund sollte allerdings vor jedem operativen Eingriff, insbesondere vor Maulhöhlensanierungen prophylaktisch Antibiotika erhalten, da sie ein erhöhtes Risiko besitzen an einer entzündlichen Veränderung der Aortenklappen zu erkranken.
Da es sich bei der Subaortenstenose um eine angeborene Herzerkrankung handelt wäre bei den bevorzugt betroffenen Fällen eine routinemäßige Herzultraschalluntersuchung vor der ersten Zuchtzulassung wünschenswert um die Verbreitung der Erkrankung Einhalt gebieten zu können.

Zeitpunkt ein Herzgeräusch Abzuklären:

Sind Herzgeräusche, beispielsweise im Zusammenhang mit einer Junghund-Impfung zu erkennen, sollte eine exakte Diagnose mit obengenannten Instrumenten sofort bei jedem Alter erfolgen.

Zuchtuntersuchung- Vorsorgeuntersuchung:

Vorsorgeuntersuchung z.B. fuer die Zucht sollten beim ca. 1-jährigen Hund vorgenommen werden.



An welchen Tierarzt soll ich mich wenden?

Sie können sich an jeden Tierarzt wenden, der über die notwendige technische Ausstattung verfügt (EKG, Ultraschall-Doppler-Gerät).
Ein Herzspezialist ist jedoch sinnvoll da er die Ergebnisse auch rassespezifisch korrekt interpretieren kann, denn die gleichen Messwerte sind z.B. bei einem Pudel anders zu bewerten als bei einem Boxer. Der Deutsche Boxer Klub hat eine Liste von Tierärzten herausgegeben, die nach VDH-Vorschrift als Kardiologen offizielle Untersuchungen vornehmen können.
Weitere Informationen finden Sie unter www.collegium-cardiologicum.de der Gesellschaft zur Qualitätssicherung kardiologischer Zuchttauglichkeitsuntersuchungen in der Tiermedizin.